Italien: Trentiner Hausberg Motorradtour

- 250 km
- 1 Tage
- 1650 m
Italienischer Motorrad-Bergritt
Der Monte Bondone im Norden und der Monte Baldo am östlichen Gardasee recken ihre HĂ€upter ĂŒber 2.000 Meter in die Höhe. Sie lassen sich gut mit einem Besuch der Hauptstadt Trento und einem Abstecher an den Lago di Caldonazzo verbinden. Einen schönen Gebirgsritt haben wir uns fĂŒr heute vorgenommen. Wieder ist zunĂ€chst Arco angepeilt, in nur wenigen Minuten von Torbole aus erreichbar. Die schmucke Altstadt ist geprĂ€gt von ihrem Gewirr an Gassen mit GeschĂ€ften und Bars. Herausragend sind aber die zahlreichen Jugendstilvillen, ein Ăberbleibsel aus der zweiten HĂ€lfte des 19. Jahrhunderts, in dem Arco die bevorzugte Winterresidenz des österreichischen Adels war. Ăber der Altstadt thront der imposante Burgberg, der sich markant von den Gipfeln der nĂ€heren Umgebung abhebt.
Diese wiederum sind das bevorzugte Kletterrevier am Gardasee, wenn auch ihre SteilwĂ€nde mir zu Respekt einflöĂend erscheinen, um mich durch sie hindurch gipfelwĂ€rts zu hangeln. Da rolle ich, angetrieben von meiner Sozia, doch lieber weiter. Hinter Arco öffnet sich ein fruchtbares Tal, in dem der Obst- und GemĂŒseanbau dominiert. Bei Dro verlassen wir die HauptstraĂe und folgen dem Hinweis zum Lago di Cavedine, den wir aber links liegen lassen. Stattdessen nutzen wir die ersten fantastischen Kehren des Tages zur Auffahrt auf den Monte Bondone, den kurvenreichen Hausberg der Trentiner Hauptstadt Trento.
PanoramastraĂe auf dem Monte Bondone
Die Baumgrenze ist schnell erreicht, die kurvige West-Rampe mĂŒndet auf 1.650 Metern in eine PanoramastraĂe ĂŒber den blanken RĂŒcken des Gebirgszuges, den der Monte Bondone nochmals mehr als 400 Meter ĂŒberragt. Vorbei an den höchstgelegenen Liftstationen, die von der vornehmlichen Nutzung des Berges im Winter zeugen, geht es zur Ost-Rampe. Auch diese ist ein Fest fĂŒr Motorradfahrer.
Und nicht nur fĂŒr die: Seit Mitte der 1920er Jahre ist die 17 Kilometer lange Strecke Austragungsort des Bergrennens Trento-Bondone, das alljĂ€hrlich meist rund um das erste Juli- Wochenende stattfindet. Bei der Abfahrt nach Trento können wir uns leicht ausmalen, wie hier die GTIs dieser Welt im Drift den Berg hinaufschieĂen. Auf dem Asphalt jedenfalls hinterlassen sie so viel Abrieb, dass selbst zwei Monate spĂ€ter noch deutliche Spuren erkennbar sind.
Wir lassen es bergab deutlich gemĂŒtlicher angehen und genieĂen dafĂŒr die WohlgerĂŒche der dichten WĂ€lder. Die hören am FuĂ des Berges so unvermittelt auf, dass wir kaum bemerken, bereits in Trento angekommen zu sein. Schwupps stehen wir mitten in der Stadt, suchen geschwind einen sicheren Parkplatz fĂŒrs Bike und erkunden den Verwaltungssitz der autonomen Region Trentino per Pedes.
Das Zentrum ist zwischen dem Schloss Buonconsiglio â einem ehemaligen Sitz der FĂŒrstbischöfe â und dem Domplatz mit der Kathedrale und dem markanten Neptunbrunnen zu finden. An diesem sonnigen Tag wimmelt es von Einheimischen und Besuchern, die es sich in Trento â im Jahr 2007 zur lebenswertesten Stadt Italiens gewĂ€hlt â gutgehen lassen. Mit MĂŒhe ergattern wir einen Tisch auf einer lauschigen Terrazza und lassen uns Trentiner Köstlichkeiten munden.
Dazu gehören Gnocchi in allen Variationen, aber auch Polenta und die Trentiner Lucanica, eine sehr köstliche Schweinswurst. Den hier angebauten Wein lĂ€sst sich die Sozia schmecken, ich entscheide mich lieber fĂŒr ein kĂŒhles Wasser. Nicht erst die Römer, sondern schon die Kelten lieĂen sich an den Ufern des Etsch nieder. Doch die wichtigsten Zeugnisse einer wechselvollen Geschichte stammen aus der Renaissance sowie dem Barock.
Nachdem wir die zugefĂŒhrten Kalorien bei der StĂ€dtewanderung in Motorradkluft schnell verbrannt haben, folgen wir am frĂŒhen Nachmittag wieder dem Lockruf der Berge. Wir wollen den Passo della Fricca (1.113 Meter) unter die RĂ€der nehmen, gönnen uns zuvor aber noch einen schnellen Abstecher an den Lago di Caldonazzo, nach dem Gardasee das zweitgröĂte GewĂ€sser im Trentino. Nach dem Pass drehen wir noch eine kurvenreiche Ehrenrunde um Lavarone herum und erreichen ĂŒber eine flache Ost-Rampe den Passo del Sommo auf 1.350 Metern in der Hochebene von Folgaria. Den Abzweig nach Terragnolo hĂ€tten wir fast verpasst â was uns sicher leid getan hĂ€tte.



Kurven und Schluchten auf einer Strecke von 26 Kilometern
Die folgenden 26 Kilometer hinunter nach Rovereto gehören zum Feinsten, was das Trentino zu bieten hat. Die schmale StraĂe windet sich um die Berge herum, immer wieder unterbrochen von dunklen TunnelstĂŒcken, die in den nackten Fels gehauen sind. Nur eine Handvoll Biker begegnen uns, Autos bleiben â Gott sei Dank â Mangelware auf diesem Abschnitt. Und von Terragnolo aus ist eine sehenswerte Schlucht zur Linken unser Begleiter.
Rovereto ist schnell durchfahren, hier waren wir ja schon. Bei Mori zweigen wir Richtung Brentonico ab, lassen den Verkehr des Etschtals zĂŒgig hinter uns und nehmen den Anstieg zum Monte Baldo in Angriff. Hier ist der Name allerdings etwas missverstĂ€ndlich, handelt es sich beim zweiten Trentiner Hausberg doch um einen Gebirgszug, dessen zahllose Gipfel â darunter einige stattliche Zweitausender â den Gardasee vom Etschtal trennen. Der 30 Kilometer lange BergrĂŒcken weiĂ Interessierte mit einer Besonderheit zu verzĂŒcken. Weil er zu jeglicher Eiszeit aus dem frostigen Nass herausragte, konnten einige fĂŒr Europa einzigartige urzeitliche Pflanzen und Tiere hier ĂŒberdauern. Uns interessiert viel mehr das GeschlĂ€ngel der GebirgsstraĂen, etwa zu FĂŒĂen des Cima Valdritta, mit 2.218 Metern der höchste Gipfel des Monte Baldo.
Doch oh Schreck: die ursprĂŒnglich vorgesehene Route ist gesperrt! Eigentlich wollten wir uns bereits vor Ferrara in die Berge schlagen, jetzt mĂŒssen wir bis Spiazzi weiterfahren. Und hier wird es dann so unĂŒbersichtlich, dass wir nach vielen Kilometern Schotterstrecke zwar endgĂŒltig auf dem RĂŒcken der Berge, aber auch vor einem mit Kette verschlossenen Weidegatter ankommen. Also den ganzen Weg wieder zurĂŒck.
Das hat natĂŒrlich viel Zeit gekostet, wenn uns auch die eine oder andere humorige Begegnung mit dem lieben Weidevieh hier oben glĂ€nzend unterhalten hat. SchlieĂlich mĂŒssen wir bis nach Caprino am SĂŒdende des Gebirges fahren, um dann von hier aus nach Prada zu gelangen. Denn statt der UferstraĂe haben wir uns als Route den Höhenweg der Gardesana Orientale in den Kopf gesetzt.
Das bleibt ein spannendes Unterfangen, denn die StraĂe wird immer schmaler, die Federwege der Varadero werden zunehmend von Schlaglöchern geplagt. Rechts von uns erhebt sich eine mal graue, mal rostrote Felswand, links erhaschen wir immer mal wieder einen Blick auf den Sonnenuntergang ĂŒber dem Gardasee.
Reichlich schnell geht die DĂ€mmerung in Finsternis ĂŒber, die letzten der sehr engen Kehren hinab nach Castello di Brenzone erfordern jetzt höchste Aufmerksamkeit. Dann ist die gut beleuchtete UferstraĂe endlich erreicht und wir beschlieĂen diesen aufregenden Fahrtag mit einem zĂŒgigen Ritt ĂŒber Malcesine nach Torbole.

Ruhetag in Malcesine
Ein Aufenthalt am Gardasee eröffnet vielfĂ€ltige Möglichkeiten auch auĂerhalb des Motorradtourens. WĂ€hrend sich sportliche Zeitgenossen an Windsurfen, Klettern oder Mountainbiken versuchen können, gibt es auch fĂŒr Kulturbeflissene einiges zu entdecken. So auch in Malcesine, 14 Kilometer sĂŒdlich von Torbole am Ostufer des Gardasees gelegen.
Das sehenswerte Ărtchen ist rund um einen bereits seit dem 6. Jahrhundert genutzten Burgfelsen angesiedelt. Heute thront darauf die Skaligerburg, neben dem Gouverneurssitz Palazzo dei Capitani und der Kirche San Stefano das herausragende Bauwerk. Von Malcesine aus lohnt auf jeden Fall auch eine Fahrt mit der Seilbahn auf den Monte Baldo. Es gibt kaum eine bessere Möglichkeit, die grandiose Aussicht auf den Gardasee zu genieĂen â vielleicht gar in Verbindung mit einer Bergwanderung.
Schon Goethe, der 1786 auf seiner legendĂ€ren Italienreise hier Halt machte, zeigte sich von Malcesine begeistert. Maler wie Gustav Klimt oder Edward Compton setzten dem Ort kĂŒnstlerische DenkmĂ€ler. Nachvollziehen lĂ€sst sich ihr Ăberschwang bei einem Abendessen am kleinen Hafen im Schatten der malerischen Burg.
Dieser Tourentipp wurde von der Redaktion des Magazin ALPENTOURER erstellt. ALPENTOURER erscheint vier Mal im Jahr mit Infos zu den schönsten Motorradtouren zwischen Alpen und Adria.
Weiteres Tourenmaterial
Trentiner Hausberg
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Hinweis zum Kartenmaterial
Um die Nachfahrbarkeit unserer TourenvorschlĂ€ge zu gewĂ€hrleisten, bieten die hier angebotenen gpx-Downloads eine hohe Wegpunktdichte und sind mit dieser Datenmenge nicht auf jedem Navisystem direkt darstellbar. Zur Bearbeitung kannst du diese gpx-Dateien in das fĂŒr dein NavigationsgerĂ€t passende Routenprogramm importieren und dann in fĂŒr das GerĂ€t verdauliche Portionen aufteilen. Die endgĂŒltige DateigröĂe ist dann abhĂ€ngig vom Navi-Modell und der zugehörigen Software-Version. Solltest du keine Routensoftware besitzen, lĂ€sst sich diese Datei auch in den gĂ€ngigen Online-Routensystemen bearbeiten. Diese bieten fĂŒr nahezu alle GerĂ€te auf dem Markt die passenden Konvertierungstools.